AGP – Culture Matters

Die Durchquerung der stürmischen See auf einer transatlantischen Fusionsreise

Im Juni 2018 brach AGP, ein innovativer Hersteller von Verglasungslösungen für die Automobilindustrie mit Sitz in Lima (Peru), zu einer herausfordernden Unternehmung auf: seine erste transatlantische Transaktion, Baustein einer ehrgeizigen globalen Expansionsstrategie. Sie übernahmen Soliver, ein belgisches Traditionsunternehmen derselben Branche, um AGPs innovative E-Glass-Produkte für vernetzte Mobilität in Europa zu positionieren. Parallel zur Integration sollte hierfür auch ein neues Werk am Standort Belgien gebaut werden.

„Aus heutiger Sicht betrachtet war uns im Vorfeld nur teilweise bewusst, worauf wir uns da eingelassen hatten. Was wir weit unterschätzt haben, sind die kulturellen Unterschiede im ‚way of doing business‘ zwischen Amerika und Mitteleuropa sowie zwischen den Arbeitsweisen unserer Unternehmen.“, sagt Arturo Mannheim, CEO von AGP.

Die vielfältigen Ausprägungen dieser kulturellen Unterschiede sowie ihr gleichzeitig weitreichender Einfluss auf den Erfolg des Integrationsprojekts gehörten aus seiner Sicht zu den kniffligsten Angelegenheiten. Sie betrafen einerseits operative Alltagsdetails wie z. B. Pünktlichkeit, Reaktionsgeschwindigkeit in der Kommunikation und Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben, andererseits aber auch grundlegende Konzepte der Firmenkultur wie Schnelligkeit, Eigenverantwortung und Anerkennung. Hier eine tragfähige Brücke zu bauen, bedurfte vor allem Bescheidenheit, ehrliche Offenheit und Bereitschaft, neugierig zuzuhören, voneinander zu lernen und die Vielfalt zu nutzen, um auf eine gemeinsame Vision hinzuarbeiten.

Um diese Haltung in der gesamten Organisation zu etablieren, musste das Führungsteam geeint als Vorreiter und Vorbild in der Sache agieren. „Wir hatten zwar grundsätzlich ähnliche Vorstellungen von Kernthemen wie Kundenorientierung, Qualität, Technologie und Personal. Einigkeit zu deren konkreter Umsetzung im Geschäft erforderte aber eine Menge Diskussion und auch Symbolhandlungen“, erklärt Juan Manuel Clavijo, HR Corporate Director von AGP. „Die Ernennung von zwei Co-Geschäftsführern in Belgien – einem aus AGP-Reihen, einem von Soliver – war hier eine kraftvolle Botschaft und ein klares Statement zu unserer Erwartung an die Zusammenarbeit beider Seiten. Die Produktionsleitung in der Fertigung in Händen eines erfahrenen Soliver-Veteranen zu belassen sorgte zudem für Kontinuität und zeigte unser Vertrauen in ihr Know-how. Und schließlich liegt unsere Kernstärke in einem schlagkräftigen und vielfältigen Team aus talentierten Führungskräften in allen Geschäftsbereichen. Hierbei haben wir die vielversprechenden Talente beider Seiten stärkenorientiert eingesetzt und fehlende Kompetenzen durch Neuzugänge ergänzt.“

Chancen für Talente unterschiedlicher Herkunft und Hintergründe zu schaffen, war auch ein Schlüssel, um in der komplexen Realität des europäischen Arbeitsmarktes und des ‚War for Talents‘ zu bestehen. Niedrige Arbeitslosenquoten, ein boomendes Start-up-Umfeld mit starker Anziehungskraft für junge Professionals, lange Kündigungsfristen und hohe Erwartungen an die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben sind nur einige der Herausforderungen, denen sie sich stellen mussten. Als Antwort darauf investierte AGP aktiv in die Entwicklung interner Potenzialträger:innen mit umfassenden Ausbildungsprogrammen, Mentoring und Mobilitätsinitiativen. Auch attraktive Vergütungspakete spielten ihnen in die Hände, um kritische Talente für sich zu gewinnen. Den besonderen USP von AGP als Arbeitsgeber sehen Herr Mannheim und Herr Clavijo jedoch in ihrer gelebten Wachstumskultur, die von vier Kernwerten geprägt wird: dream big, meritocracy, founder’s mentality und customer obsession.

„Talentierte junge Leute wollen inspiriert und herausgefordert werden, aber gleichzeitig die Freiheit haben, ihre eigenen Ideen umzusetzen.“

„Wir bieten ihnen, die Zukunft der Mobilität mitzugestalten und an dieser Aufgabe nach ihren eigenen Vorstellungen zu wachsen. Für die Art Mitarbeitende, die wir anziehen und halten wollen, hat sich das als starkes Wertversprechen erwiesen.“

Die Zahlen zeigen, dass Entschlossenheit und die Einlösung ambitionierter Versprechen auch ihre Position gegenüber Kunden gestärkt hat. „Wir haben bewiesen, dass wir in der Lage sind, den guten Ruf von Soliver mit dem Unternehmer:innengeist, der Technologie und der Geschwindigkeit von AGP zu verbinden und so auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Lösungen zu entwickeln. Dadurch konnten wir das Vertrauen der angesehensten OEMs der Branche gewinnen, um gemeinsam an unserer Vision für die Zukunft der Automobilverglasung zu arbeiten. Diese partnerschaftliche Beziehung hat uns neue Wachstumsmöglichkeiten weltweit eröffnet.“

Fast zwei Jahre nach dem Antritt der transatlantischen Reise befindet sich AGP in voller Fahrt auf seinem Weg zum globalen Player im Kontext der vernetzten Mobilität. Die Produktionslinien optimiert, das hochmoderne neue Werk seit September 2019 in Betrieb und eine integrierte Organisation für Wachstum und Innovation aufgesetzt. „Die Integration der beiden Unternehmen zum Erfolg zu führen und gleichzeitig in Rekordzeit ein Werk nach neuesten technologischen Standards zu bauen, ist eine Leistung, auf die wir besonders stolz sind.“, betonen die Manager. „undconsorten hat maßgeblich dazu beigetragen, dass wir heute an diesem Punkt stehen. Es war unsere erste Integration außerhalb Lateinamerikas und Eure beispiellose Kompetenz, Führungs- und Umsetzungsstärke während des Prozesses waren für AGP von entscheidender Bedeutung. Zudem war Euer klarer Blick für die Relevanz der kulturellen und menschlichen Aspekte essenziell, um in unserem Integrationsansatz die richtige Balance zwischen den ‚harten‘ und ‚weichen‘ Faktoren zu finden.“

Welche Erkenntnisse ziehen sie aus dieser Erfahrung für zukünftige Transaktionspläne? „Die kulturelle Seite der Gleichung sollte niemals unterschätzt werden. Man muss bereit sein, die notwendige Zeit und die Ressourcen zu investieren, um die Welt des anderen verstehen, über den unmittelbaren geschäftlichen Kontext hinaus. Um das zu erreichen darf man nie aufhören zu kommunizieren.“ Wie der erfahrene Seemann weiß: der Funk zum Festland ist unentbehrlich, um das Schiff durch stürmische Gewässer sicher in den Hafen zu steuern.

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Dr. Jens Müller-Oerlinghausen
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