
Ein Leitfaden für die Team Journey
Von einer losen Gruppe zum high-performing Team
Die Team Performance ist ein Schlüsselfaktor für den unternehmerischen Erfolg. Der amerikanische Psychologe Bruce Tuckman entwickelte in den 1960er-Jahren ein Phasenmodell zur nachhaltigen Teamentwicklung mit dem Ziel, high-performing Teams zu fördern. Dieses Modell besteht aus den vier Phasen „Forming“, „Storming“, „Norming“ und „Performing“. Seit Tuckmans Veröffentlichung hilft das Modell Führungskräften, Teammitgliedern und Personalentwickler:innen, Gruppendynamiken über die Dauer einer “Team Journey” richtig einzuschätzen, mit aufkommenden Konflikten konstruktiv umzugehen und so die Leistung von Teams zu maximieren.
Jede Phase bringt in der Team Journey ihre eigenen Chancen und Herausforderungen mit sich. Natürlich hat nicht jedes Team die gleichen Ausgangsbedingungen. Der Startpunkt des jeweiligen Teams wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst – z.B. wie lange die Teammitglieder schon zusammenarbeiten, wie intensiv die Zusammenarbeit ist und ob überwiegend virtuell, hybrid oder in Präsenz gearbeitet wird. Davon hängt auch die passende Team Journey ab. Im Folgenden erläutern anhand eines Beispiels, wie Sie die Team Performance in Ihrem Unternehmen optimieren können. Diese beispielhafte Teamreise setzt tatsächlich zu dem Zeitpunkt an, wo sich das Team in einer neuen Zusammensetzung findet. Außerdem geben wir Ihnen Tipps, wie Sie sich als Führungskraft sinnvoll in die Team Journey einbringen können.
Beispielhaft kann eine Teamreise so aussehen:

1. Phase der Teamentwicklung: Forming (Kontaktaufnahme)
Die erste Phase setzt bei der Entstehung des Teams ein. Die Mitglieder kennen sich wenig oder gar nicht, haben vielleicht positive Erwartungen an die bevorstehende Zusammenarbeit oder empfinden Unsicherheiten. Weder Abläufe noch Verantwortliche sind abgesteckt. Die Aufgabe in dieser Anfangsphase der Teamentwicklung ist es, die anderen Personen kennenzulernen und die anstehenden Herausforderungen zu verstehen. Die individuellen Ziele jedes Teammitglieds verbinden sich zu einem gemeinsamen Ziel des gesamten Teams.
Als Führungskraft sollten Sie in der Phase „Forming“ eine offene Kommunikationsbasis schaffen und die Ziele und Visionen des Projekts klar definieren. Stellen Sie sicher, dass jeder Einzelne gut informiert ist, und unterstützen Sie den Kennenlernprozess durch die Erzeugung einer einladenden Atmosphäre. Idealerweise passiert diesen Schritt in einem mehrtägigen Offsite, in dem sich die Teammitglieder fern vom Alltagsgeschäft Zeit dafür nehmen, sich kennenzulernen und gemeinsame Regeln der Zusammenarbeit zu definieren.
Leinen los – Formieren der Schiffsbesatzung
Inhalt: Entwicklung Team Purpose und Einigung auf Team Ambition, Schärfung und Buy-in für Rollen und Verantwortlichkeiten, Klärung Arbeitsmodus und Kommunikationsstandards
Skills: Effektive Kommunikation und Basics einer effektiven Meeting-Kultur (z. B. Agenda-Setting, Timeboxing, Protokollführung)
Teambuilding: Personal User Manual zum gegenseitigen Kennenlernen
2. Phase der Teamentwicklung: Storming (Konflikt)
Im Rahmen des Kennenlernens entstehen üblicherweise die ersten Konflikte zwischen den Teammitgliedern. Dabei handelt es sich um eine normale Phase der Team Journey, die jedoch herausfordernd sein kann. Es kann passieren, dass sich Untergruppen bilden und es zu Spannungen zwischen Mitgliedern kommt, die die Team Performance zunächst schwächen. Außerdem stellt das Team möglicherweise fest, dass ihr Vorgehen mit einigen Hindernissen verbunden ist, was die Motivation beeinträchtigt.
An dieser Stelle kommt es auf die richtige Strategie des Teamleads als schlichtende Instanz an. Bleiben Sie neutral und moderieren Sie Konflikte, ohne das Ruder an sich zu reißen. Fördern Sie konstruktive Diskussionen, um unterschiedliche Perspektiven zu integrieren. Auf diese Weise eskalieren die Konflikte nicht und Sie lenken den Fokus wieder auf die gemeinsamen Ziele Ihres Teams. In dieser Phase bieten wir mehrere Methoden an, die die Teammitglieder im Arbeitsalltag unterstützen sollen. Es bietet sich an, nach 2-3 Monaten erneut ein Offsite zu veranstalten, um die bisher erlebten Herausforderungen zu reflektieren und die Regeln der Zusammenarbeit neu zu justieren bzw. zu ergänzen. Auch Konfliktarbeit findet am besten außerhalb des gewohnten Umfelds statt.
Segel setzen – Grundlagen für die Reise
Inhalt: Diskussion Governance und Entscheidungsmechanismen, Grundsätze der Zusammenarbeit (Team Charta), Umgang mit Konflikten anhand von Use Cases
Skills: Grundsätze für Feedback (Johari-Fenster oder Radical Candor), Basics Agiles Arbeiten, Growth Mindset
Teambuilding: Feedbackspaziergang

3. Phase der Teamentwicklung: Norming (Organisation)
In der „Norming“-Phase entstehen neue Verhaltensweisen und Umgangsformen, die aus dem weiteren Kennenlernen der Teammitglieder resultieren. Die Gruppe organisiert sich und findet weitere Regeln, nach denen sie zusammenarbeiten möchte. All das beinhaltet ein offenes Miteinander, das sowohl Diskussion als Konfrontation bedeuten kann. Auch wenn noch nicht alles glatt läuft, arbeitet das Team nun deutlich lösungsorientierter und verteilt die Arbeiten sinnvoll. Hier stellt sich heraus, ob die Gruppe dazu in der Lage ist, Krisen zu meistern.
In Ihrer Position als Führungskraft übernehmen Sie in der Phase „Norming“ die Rolle des Beraters. Unterstützen Sie das Team mit Learning Nuggets zur Verbesserung der Teamkultur und seien Sie geduldig, denn dieser Prozess kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Achten Sie darauf, dass sich jeder an die vereinbarten Abmachungen hält.
Stürmische Gewässer – Herausforderungen meistern
Inhalt: Reflexion Brennpunkte und Leuchttürme, Commitment Statements, Review Vereinbarungen und Retro Transferphase (ggf. Anpassung Regeln)
Skills: Weiterentwicklung Projektmanagement (z. B. Kanban oder OKRs), Selbstorganisation, Priorisierung und Entscheidungsfindung
Teambuilding: Tieferes Kennenlernen (Seerosen-Methode)

4. Phase der Teamentwicklung: Performing (Leistung)
Wenn ein Team die „Performing“-Phase erreicht, liegt die Zeit der Konflikte und des Chaos hinter ihm. Es hat während der gesamten Team Journey seine Stärken kennengelernt und alle Mitglieder haben ihre Rolle im Team gefunden. In dieser letzten Phase sind erfolgreiche Teams nun weniger mit der Zusammenarbeit der Gruppe beschäftigt, als vielmehr mit dem Erreichen der gemeinsamen Ziele. Das Team arbeitet eigenständig und effizient. Aufkommende Konflikte können frühzeitig erkannt und rechtzeitig beseitigt werden.
Als Führungskraft bilden Sie in der „Performing“-Phase die Klammer um das Team und sind da, wenn es zu Konflikten oder Unsicherheiten kommt. Bieten Sie Ihrem high-performing Team stets Freiräume für Innovation und bleiben Sie als Sparringspartner verfügbar.
Kurs auf die weitere erfolgreiche Zusammenarbeit – Reflexion und Ausblick
Inhalt: Retrospektive laufendes Jahr, Team-Vision und -Prioritäten Folgejahr, Review bisherige Vereinbarungen, Erarbeitung Arbeitsprogramm Folgejahr
Skills: Zielsetzung und Nachverfolgung, Priorisierung (z.B. SMART)
Teambuilding: Gestaltung der Team-Vision Folgejahr, Rückmeldung Stärken und Wertschätzung

Fazit
Eine Teamreise ist besonders sinnvoll, weil sie den Zusammenhalt stärkt, Vertrauen aufbaut und die Zusammenarbeit auf einer persönlichen Ebene vertieft. Abseits des operativen Alltags entsteht Raum für offene Gespräche, neue Perspektiven und strategisches Denken ohne Ablenkung. Solche Erlebnisse fördern nicht nur die zwischenmenschliche Dynamik, sondern schaffen auch eine gemeinsame Vision und stärken die kollektive Führungsverantwortung – wichtige Voraussetzungen für ein wirkungsvolles und resilientes Führungsteam.